Ich hatte schon immer ein Faibel für Tiere
Ich hatte schon immer ein Faibel für Tiere. Deshalb fing ich an, Tiere zu retten, aufzupäppeln und dann für sie ein neues, sicheres Zuhause zu finden. Eine wichtige, sehr schöne Aufgabe. Natürlich sieht man viel Elend und Tierleid ohne Grenzen. Aber ich wollte wenigsten einigen ein schönes Leben bieten. Viele Tiere sind durch meinen intensiven Einsatz bei tollen Familien gelandet. Aber kranke oder sensible Seelen blieben dann doch bei uns (meinem Mann und meiner Wenigkeit) hängen. Ich konnte sie nicht mehr vermitteln. Sie liebten uns so sehr und zeigten ihre Dankbarkeit mit jedem Blick. Es blieben auch Vögel und einige Kleintiere. Unsere Tiere im Hof: Drei Ziegen, ein Schwein namens Irmgard, Enten und Hühner. Ach ja, Nonnengänse habe ich ja auch aufgenommen. Sie wurden aus einer Wohnung in Berlin geholt. Auch sie sind bei uns glücklich. Katzen von der Straße, die krank oder halb verhungert waren, misshandelt oder ausgesetzt, diese liebenswerten Geschöpfe leben natürlich auch mit uns. Allerdings haben sie die Möglichkeit, sich draußen wichtig machen zu können.
Da der Tierbestand unser Haus dominiert, ist vorerst Aufnahmeschluss, wegen Platzmangel. Wir betreiben ja kein Tierheim, haben keine Zwinger, das heißt unsere Tiere leben mit uns in Haus und Hof. Sie verstehen sich alle wunderbar. Streitereien, na klar das muss sein. Egal ob es um Spielzeug, Futter, Herrchen oder Frauchen geht. Mal aufmüpfig sein ist notwendig. Das Selbstbewusstsein der fremden Katzen die, ich versuche zu integrieren, wenn sie bleiben müssen, erstaunt mich immer wieder. Mit Geduld, Gefühl und sorgsamem Handeln ist mir das bis jetzt immer gelungen. Unsere Hunde sind Zuwachs gewöhnt, den Umgang mit den Hoftieren haben alle schnell begriffen. Hühner und Enten brauchen keine Angst vor den Hunden zu haben, denn sie wissen, dass sie nur mit der dicken Hundenase belästigt werden. Schwein Irmgard scheint irgendwie Chefin zu sein. Vor dieser Dame haben alle Respekt. Das angebliche Minipig, welches größer als ein Hängebauchschwein geworden ist, behandelt die Hunde mit Ignoranz. Leider wird Madam von den Ziegen angestänkert doch auch da weiß sie sich durchzusetzen. Kurz um eine lustige Tierschar lebt mit uns. Wie schön es ist unsere Tiere zu beobachten, zu sehen wie sich untereinander verständigen und spielen. Wenn sie ihr wohlbehagen zeigen, macht mich das besonders glücklich.
Wenn am Abend Ruhe eingekehrt ist, die Hunde und Katzen um uns rum gemütlich dösen, ist das fast der schönste Teil des Tages. Herrchen und Frauchen genießen guten Wein, lesen oder sehen fern, führen amüsante Gespräche. Was gibt es schöneres als dieses friedliche miteinander? Niemals möchte ich das jemals missen müssen.
Eigentlich war ich überzeugt, dass hier für kein Tier mehr Platz ist. Aber Notfälle kann man nicht abweisen und ihrem Schicksal überlassen. Hin und wieder kommen kranke oder misshandelte Tauben aus Berlin, die ich gesund pflege und dann wieder in die Freiheit entlasse. Sie brauchen also keinen Platz in unserem Haus. Aber Katzen werden in dieser Kleinststadt leider immer wieder sich selbst überlassen und vermehren sich planlos. Abgemagert und krank findet man sie, oder sie stehen schon vor dem Haus in der Hoffnung, dass sie was bekommen. Diese hageren Katzen finden bei uns selbstverständlich alle Fürsorge, die notwendig ist. Wenn möglich, werden sie auch kastriert damit sie ungehindert ohne Nachwuchs fördernd ihre Kreise ziehen können. Fast alle unserer Sorgenkinder kommen ins Haus, um zu fressen und um sich Streicheleinheiten zu holen.
Unsere vier Hunde –Bentor, Benno, Harry und Knöpfchen lagen gerade so gemütlich rum, denn wir waren am See und alles war KO, als das Telefon klingelte. Notruf!
Ein kleiner Terrier wurde gefunden und muss untergebracht werden. Nun hatten wir gerade einen Tag zuvor besprochen, dass keine Tiere mehr aufgenommen werden. Die Anzahl der Tiere ist zu hoch, die Kosten steigen ins Unermessliche. Aber keiner hatte sich gefunden, diesen kleinen Terrier aufzunehmen. Also ging mein Mann Karl los, um den Terrier zu holen. Der Hund war bei Bekannten untergebracht, nicht weit von uns entfernt. Ich wartete, denn ich musste die beiden ja an der Tür empfangen, um diesen neuen Hund in unserem Rudel zu integrieren.
„Er“ war da.
Plötzlich stand mein Mann vor der Tür – In der Armbeuge ein kleiner Yorkshire-Terrier. Ein so zartes kleines Wesen – O Schreck, dieser kleine Kerl zwischen unseren, robusten Hunden. Wenn das mal gut geht. Es ging alles einfacher als gedacht – jeder unserer Jungs (Hunde) durfte mal am Terrier riechen. Das war`s auch schon, er war für meine Jungs uninteressant. Weil er so verdammt klein und zart war, taufte ich ihn „Elfer“ (elf Zentimeter). Ich kaufte extra Futter für ihn, ein kleines Hundegeschirr brauchte er ja auch und eine Tasche für ihn musste her. Denn wenn er im Auto mitfährt soll er ja sicher sitzen. Vorsichtiger Umgang mit ihm war oberstes Gebot, denn ich hatte ja gelesen wie zerbrechlich diese Hunde sind. Unsere Jungs haben sich toll verhalten, sind sofort klar gekommen mit Elfer. Ich sorgte dafür, dass Elfer gut im Futter stand, eine kräftige Figur bekam, für seine Verhältnisse stark wurde.
„Er“ war plötzlich Mittelpunkt in unserer Familie und zeigte den Jungs mit was für einen Selbstbewusstsein, das an Größenwahn grenzt, er rumstolziert. Die Tasche, die ich ja extra für Elfer anschaffte, wollte er nicht. Er war nicht dazu zu bewegen, in der Tasche zu bleiben beim Auto fahren. Da schlafen jetzt Katzen drin. Sein kleines Geschirr hat er zerbissen. Futter wird das gefressen was die großen Jungs bekommen, anderes lehnt er strikt ab. Und wenn Knochen gefüttert werden, ist „Er“ mittendrin und knabbert auch einen. Mit Elfer sind es fünf Rüden, die alle zusammen wunderbar harmonieren. Aber etwas war ohne Elfer anders. Es war ruhig und gemütlich – Elfer änderte im nu alles. Er stimmt Bellkonzerte an, plötzliches Rennen und Toben macht ihm ungeheuer viel Spaß. Er bestimmt auch, was in diesem Haus nicht mehr gebraucht wird. Das alles war nie ein Problem bevor Elfer kam. Elfer steht ständig auf den Tisch damit er einen besseren Überblick hat, mit den Gedanken: „Was stelle ich jetzt an“. „Er“ ist auch ein Langschläfer. Wenn alles aktiv ist, liegt er noch in der Koje. Weckt man ihn, wird er wütend und fletscht seine Miniaturbeißer. „Er“ hat es allen gezeigt welch Größe er hat.
Ein liebenswertes, intelligentes Bündel Hund. Katzen sind seine Lieblinge. Gerne schläft er mit ihnen in deren Körbchen. Hätte mir mal jemand erzählt, wie aufwendig so ein kleiner Kerl sein kann, hätte ich ihn ausgelacht. „Er“ hat dafür gesorgt dass in unserem Haus Bewegung ist. Und „Ruhe“? Nein, er hat immer was zu sagen und die anderen stimmen ihm zu. Nun kam noch im November 2011 ein Hundemädchen aus Sibirien zu uns. Nun sind es fünf Jungs und ein Mädchen, keine Sorge , das Mädchen ist kastriert. Aber „Er“ der Elfer hat Samantha, so heißt die Hundedame, klar gemacht wie der Hase läuft. Ein kleines Chefchen in der großen Hundewelt. Es sieht schon recht eigenartig aus wenn der kleinste Hund vorne weg läuft – Intelligenz siegt! Oder?
Silvia B