Anatomisch ist der Mensch für Gemischtkost gebaut.
Vegetarier
"Ich glaube, dass Adam Früchte und Obst besser schmeckten denn alles Gebratene und Gesottene.", philosphierte einst Martin Luther über das friedvolle Miteinander von Mensch und Tier im Garten Eden. Freilich bevorzugte der Reformator gleichwohl Wurst, Speck und Schweinsbraten. Die dem ersten Menschen angedichtete vegetarische Lebensweise war dem Liebhaber deftiger Hausmannskost ein Graus.
Anatomisch ist der Mensch für Gemischtkost gebaut. Dieser Vorgabe entspricht eine ausgewogene Ernährung mit pflanzlichen und tierischen Produkten. Auf letztere zu verzichten, ist das Bestreben der Vegetarier. Die Motive reichen von der Annahme, Fleisch sei ungesund, bis zu der Überzeugung, dass es zu Zeiten verbreiteter Massentierhaltung ethisch nicht vertretbar sei, sich von geschundenen und gequälten Mitgeschöpfen zu ernähren. So unterschiedlich die Beweggründe sind, so verschieden ist das Verständnis, was eigentlich vegetarische Lebensweise ist. Die Palette reicht vom Teilvegetarier bis zum sog. Frutarier. Im einzelnen:
Teilvegetarier haben ihren Fleischkonsum drastisch reduziert. Die meisten von ihnen werden über kurz oder lang zu Vegetariern im ursprünglichen Sinn, essen dann alles außer Fleisch. Die Untergruppe der Laktovarier achtet auf Vollwertkost sowie viel Gemüse und Obst, verzichtet auf Fleisch, nicht jedoch auf tierische Produkte wie Eier und Milch. Laktarier haben zusätzlich Eier vom Speiseplan gestrichen, trinken aber Milch und essen Käse, Youghurt usw. Wer auf alle tierischen Produkte einschließlich Honig verzichtet, wird zur Gruppe der Veganer gerechnet, den strengen Vegetariern. Veganer, die jede gekochte Nahrung ablehnen, sind Rohköstler. Den Gipfel vegetarischer Lebensweise haben die Frutarier erreicht. Sie ernähren sich nur von rohen oder getrockneten Früchten, Nüssen und Samen sowie rein pflanzlichem Öl. Etliche Frutarier lassen durch die Hintertür dennoch ein tierisches Produkt in die karge Küche: Bienenhonig.
Der Durschnittsbürger, für den der Verzicht auf ein Wurstbrot oder gar den Sonntagsbraten unvorstellbar ist, sollte gleichwohl den Willen der Vegetarier, sich fleischlos zu ernähren, rerspektieren. Diskussionen über die persönliche Lebensgestaltung des einzelnen sind regelmäßig sinnlos. Das gilt auch für Bekehrungsversuche seitens der Vegetarier gegenüber denen, die gemischte Kost bevorzugen. Ein tolerantes Miteinander ist möglich, wie der Fall einer Frau zeigt, die "doppelt" kocht. Für sich bereitet sie eine vegetarische Speise, ihrem Mann und den Kindern serviert sie Fleischgerichte.
Karl M. Wilhelm