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Körpersprache Hunde

Körpersprache Hunde

04.07.2013 12:53

Hunde haben im Umgang mit Artgenossen andere Gepflogenheiten, Rituale und „Höflichkeitsgesten“ wie wir Menschen untereinander.


Hunde haben im Umgang mit Artgenossen andere Gepflogenheiten, Rituale und „Höflichkeitsgesten“ wie wir Menschen untereinander. Begrüßen sich zwei sich freundlich gesonnene Menschen gehen Sie gerade aufeinander zu, sehen sich ins Gesicht und in die Augen und strecken sich die Hand entgegen um sich die Hände zu schütteln. Hunde die sich friedlich einander nähern vermeiden es frontal aufeinander zu zugehen, wenden den Blick ab und schlagen einen Bogen, damit es nicht zu einem Konflikt kommt. Also genau das Gegenteil von dem wie zwei sich freundlich gesonnene Menschen sich begrüßen.
Wundern wir uns also nicht, wenn wir frontal auf einen Hund zu gehen, dass dieser sich leicht abwendet. Er reagiert damit auf die vermeidliche „ Bedrohung“ durch unser frontales auf ihn zugehen und versucht uns zu zeigen, das er freundlich ist und an einem Konflikt nicht interessiert ist.
Oft werden zusätzlich noch weiter Signale ausgesendet um dem Entgegenkommenden zu signalisieren, das man nichts böses im Schilde führt. Auf diese Weise wird Konflikten vorgebeugt und kritische Situationen entschärft, ganz so wie es auch unter uns Menschen üblich ist. Nur haben die menschlichen und die hundlichen Gesten unterschiedliche Bedeutung. Natürlich sind die einzelnen Gesten und Verhaltensweisen bei jedem Hund individuell ausgeprägt und unterschiedlich deutlich. Die meisten Hunde haben im Laufe der Zeit gelernt, dass wir Menschen einige merkwürdige Dinge tun und wissen unsere Körpersprache ausgezeichnet zu lesen. Unsere Hunde können mit der Zeit lernen das sie im Zusammenleben mit dem Menschen einige Dinge anders tun sollen wie es die „Hundeetikette“ fordert. Es ist für einen Hund nicht immer einfach sich nach Hundeart richtig zu verhalten und gleichzeitig unseren Befehlen zu folgen. Beides ist nicht immer möglich, geben wir unseren Hunden Zeit zu lernen uns vertrauen zu können und sind wir nicht zu anspruchsvoll was den „bedingungslosen“ Gehorsam betrifft.
Hier einige Beispiele wie Menschen das hundliche Verhalten und Hunde das menschliche Verhalten deuten und die Reaktionen darauf.



Menschliches Verhalten:


Wir sehen dem Hund direkt in die Augen

Was wir damit meinen:


Wie wir es gewohnt sind sehen wir unser Gegenüber an

Wie es der Hund versteht:


Ich werde angestarrt, da bedroht mich jemand. Warum starrt mich mein Mensch an.

Wie der Hund reagiert:


Um, wie der Hund glaubt, einen Konflikt zu vermeiden, wird er Beschwichtigungsgesten wie den Kopf wegdrehen, blinzeln oder ähnliches zeigen. Spätestens jetzt sollten auch wir die Situation „entschärfen“ und den Blickkontakt unterbrechen.


Menschliches Verhalten:


Wir beugen uns „freundlich“ über einen Hund.

Was wir damit meinen:


Wir wollen und etwas kleiner machen, damit der Hund weiß das er nichts zu befürchten hat und um ihn zu begrüßen und ihn zu streicheln.

Wie es der Hund versteht:


Für den Hund ist das überbeugen genauso bedrohlich wie das anstarren.

Wie der Hund reagiert:


Auch hier wird der Hund sich sichtlich unbehaglich fühlen. Es ist besser in die Hocke zu gehen und den Oberkörper leicht nach hinten zu neigen um dem Hund unsere freundliche Absicht zu signalisieren.


Menschliches Verhalten:


Wir streicheln den Hund und tätscheln ihm den Kopf.

Was wir damit meinen:


Wir wollen ihm unsere Zuneigung zu zeigen und ihn freundlich begrüßen.

Wie es der Hund versteht:


Auch hier kann sich der Hund nicht wirklich über unsere freundliche Annäherung freuen. Unter Hunden ist auch diese freundliche gemeinte menschliche Geste normalerweise eine Bedrohung.

Wie der Hund reagiert:


Die meisten Hunde ertragen es mit mehr oder weniger Behagen oder Unbehagen. Sie haben im Laufe der Zeit gelernt damit zu leben. Wenn Sie genau beobachten, können Sie die verschiedenen Beschwichtigungssignale sehen wie Lippen lecken, Augen kneifen oder ein Erstarren erkennen.


Menschliches Verhalten:


Es klingelt an der Tür und wir rennen hinter unserem bellenden Hund her.

Was wir damit meinen:


Wir wolle ihn zur Ruhe zu bringen und ihn am Halsband zu fassen bekommen.

Wie es der Hund versteht:


Klasse, mein Mensch hilft mir den „Bösewicht“ zu vertreiben der da vor der Tür steht. Super, mit der Unterstützung des Rudelführers geht es noch viel besser.

Wie der Hund reagiert:


Der Hund wir sich noch mehr ins Zeug legen um uns zu zeigen wie engagiert er das Rudel unterstützt.


Menschliches Verhalten:


Wir sprechen im Befehlston mit lauter strenger oder ärgerlicher Stimme.

Was wir damit meinen:


Wir wollen das der Hund sofort ein Hörzeichen befolgt und z.b. schnell kommt.

Wie es der Hund versteht:


Um einen schlecht gelaunten oder aggressiven Rudelführer macht man besser einen Bogen und kommt ihm nicht zu nahe.

Wie der Hund reagiert:


Ihr Hund wird zögernd herankommen. Er wird eventuell den Schwanz einklemmen und eine mehr oder weniger geduckte Haltung zeigen. Er will Sie beschwichtigen und Ihnen zeigen, das er sich Ihnen unterwirft.

Je strenger die befehlende Stimme desto langsamer wird oft das Kommando das wir gegeben haben ausgeführt. Langsame Bewegungen haben einen beschwichtigenden Effekt, schnelle Bewegungen wirken bedrohlich.

Oder er „ erstarrt“ und es sieht so aus, als wollte er nicht gehorchen. Wir haben es hier keineswegs mit einem sturen Hund zu tun oder gar mit einem dominanten Tier. Auch das „ Erstarren“ ist eine bewährt Beschwichtigungsgeste unter Hunden die zur Konfliktvermeidung und bei Bedrohung durch Artgenossen eingesetzt wird. Hören Sie auf bedrohlich zu wirken, seien Sie freundlich und Ihr Hund wird freudig kommen.


Hundliches Verhalten:


Der Hund wedelt mit dem Schwanz.

Wie wir es verstehen:


Wir denken der Hund freut sich und ist freundlich und harmlos.

Wie wir darauf reagieren:


Wir nähern uns dem Hund und streicheln ihn.

Was er damit meint:


Es kommt ganz auf die Situation an und auf die übrige Körpersprache des Tieres. Hunde wedeln auch wenn Sie ängstlich oder unsicher sind, aber auch wenn sie gestresst oder aggressiv sind.

Ist ein Hund z.b. aggressiv wedelt der Schwanz peitschenartig und ist dabei hocherhoben. Diese Geste bedeutet komm mir nicht näher.


Hundliches Verhalten:


Der Hund springt an uns hoch.

Wie wir es verstehen:


Besonders bei schlechtem Wetter sind wir über solche „Liebesbeweise“ nicht erfreut und halten den Hund für ungezogen.

Wie wir darauf reagieren:


Wir schimpfen mit dem uns freundlich begrüßenden Hund.

Was er damit meint:


Eine freundliche Begrüßungsgeste.


Hundliches Verhalten:


Der Hund versucht uns das Gesicht zu lecken und stupst und mit der Schnauze an den Mund.

Wie wir es verstehen:


Wir empfinden diese Art Kontakt meist als unhygienisch.

Wie wir darauf reagieren:


Wir schubsen ihn weg.

Was er damit meint:


Der Hund zeigt und seine Zuneigung und versichert uns seine Loyalität.


Hundliches Verhalten:


Der Hund soll bei Fuß gehen. An einem entgegenkommenden Hund geht er nicht parallel vorbei, sondern versucht, trotz Ihres Höreichens Fuß, einen Bogen zu laufen.

Wie wir es verstehen:


Der Hund ist ungehorsam.

Wie wir darauf reagieren:


Wir strafen ihn ungerechter Weise. Unser Hund befand sich in einer Konfliktsituation. Er möchte nach Hundemanier ausweichen und so einem Konflikt ausweichen, muss aber unserem Befehl Fuß nachkommen.

Was er damit meint:


Für Hunde ist es ganz normal nicht gradlinig sondern im Bogen aneinander vorbeizulaufen.


Hundliches Verhalten:


Der Hund knurrt.

Wie wir es verstehen:


Der Hund ist aggressiv.

Wie wir darauf reagieren:


Wir glauben der Hund ist widerspenstig oder gar dominant und will im Rang aufsteigen.

Was er damit meint:


Knurren gehört zum normalen Ausdrucksverhalten unserer Hunde. Knurrt ein Hund so kann das verschiedene Ursachen haben. In den seltensten Fällen steckt echte Aggression dahinter. Knurren kann als Drohung oder Warnung gemeint sein. Meist steckt jedoch Unsicherheit oder gar Angst dahinter. Sofern es sich nicht um ein echtes provozierendes Drohknurren handelt, gehen andere Hunde einem knurrenden Hund meist aus dem Weg. Das hat nichts mir der Rangordnung zu tun und auch ranghöhere Tiere akzeptieren ein Knurren eines rangniederen Tieres.

Was es heißt ein guter Rudelführer zu sein


In der heutigen Hundehaltung spielt die sogenannte Rangordnung eine wichtige Rolle und gilt häufig als Basis für die Hundeerziehung. Es wird viel Wert auf die Klärung der vermeintlichen Rangordnung gelegt. Eine nichtgeklärte Rangordnung wird häufig als Ursache für entstehende Probleme im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund gesehen. Hunde sind eng mit dem Wolf verwandt. Daher wird als Erklärung für das Verhalten von Hunden das Rudelleben der Wölfe herangezogen und auf unser Zusammenleben mit dem Hund übertragen. Die Familie in der ein Hund lebt ist gewissermaßen das Ersatzrudel.
Ein Rudelführer steht in der Rangordnung ganz oben und ist dominant. Da jeder im Rudel unbedingt im Rang aufsteigen will, muss der Rudelführer ständig seinen Rang verteidigen und ständig seine Dominanz demonstrieren und darf sich keine Schwäche erlauben oder Blöße zeigen. Das Alphatier ist immer das Stärkste und größte Tier einer Gruppe. In der Familie sollte der Hund den niedrigsten Rang im Rudel einnehmen und wir Menschen müssen ihm dies permanent demonstrieren, da er sonst versucht im Rang auszusteigen und uns zu dominieren. So oder so ähnlich wird immer noch Dominanz und Rudelführerschaft definiert. Deshalb setzt der Mensch Dominanz und Autorität meist leider meist noch mit Strenge, Härte oder gar Strafe gleich. Die meisten Beobachtungen, die als Vergleich zu unseren Hunden bisher herangezogen wurden, sind an in Gefangenschaft lebenden Gruppen gemacht worden, die willkürlich zusammengesetzt wurden und auf begrenztem Raum leben mussten.
Das Leben in einem Rudel besteht aber nicht aus einer starren auf Zwang basierenden Hierarchie. Keineswegs ist der Rudelführer immer das größte und stärkste Tier, sondern das erfahrenste, souveränste und in der Jagd erfolgreichste Tier.
Dominanz und Autorität bedeuten also echte Führungsqualität haben und Respekt und Toleranz zu besitzen. Das bedeutet das wir klare Regeln aufstellen sollten nach denen sich unser Hund richten kann. Zu wissen was wir von ihm erwarten gibt ihm Sicherheit. Darf unser Hund einmal mit unserem Schuh spielen und dann wieder nicht und dann wieder doch, wird er mit der Zeit verunsichert, da er sich nach keiner Regel richten kann. Wir sein Handeln mal ignoriert, mal belohnt und dann wieder bestraft verunsichert das den Hund.
Im freilebenden Wolfs – oder Hunderudel zeigen jedoch meist die Rudelmitglieder, die im Rang am niedrigsten stehen, immer die unsichersten Tiere, das aggressivste Verhalten. Ranghohe und selbstsichere Tiere zeigen seltener Aggression. Das ranghöchste Tier zeigt seine Dominanz und Autorität durch Ruhe, Toleranz und Gelassenheit. Ranghoch zu sein hat nicht nur etwas damit zu tun Privilegien zu haben, sondern auch damit sich um das Wohlergehen der anderen Rudelmitglieder zu kümmern. Ranghohe Tiere sind souverän und sie bedrohen keine Rudelmitglieder mit unberechenbaren Gewaltaktionen.
Was bedeutet nun Dominanz. Dominanz bedeutet nichts anderes als sich mit geringen Mitteln Ressourcen zu sichern. Die meisten für uns erstrebenswerten Dinge interessieren unsere Hunde überhaupt nicht. Und viel Dinge die für unsere Hunde eine begehrenswerte Ressource darstellen sind für uns Menschen nicht von Bedeutung. Zu Auseinandersetzungen kommt es erst, wenn die Ressourcen knapp werden.
Es wurde beobachtet, dass Rudelmitglieder aller Ränge und Alterstufen gleichzeitig an einem Beutetier fressen, sofern es ausreichend gross ist. Bei kleineren Beutetieren wurde der Zugang zur Beute von den höhergestellten Tieren kontrolliert. Da wir unseren Hund ja täglich füttern ist ja die hauptsächliche Auswirkung von Dominanz schon erfüllt. Das höhergestellte Rudelmitglied, also wir Menschen, teilen Futter zu.
Eine interessante Verhaltensweise die bei in Freiheit wie auch in Gefangenschaft lebenden Tieren beobachtet wurde ist die Verteidigung von Futter. Unabhängig von der Stellung des jeweiligen Tieres im Rudel verteidigt jedes Tier den Futterbrocken den es ergattern konnte gegen andere Mitglieder des Rudels. Dies wird von allen Rudelmitgliedern, auch den Ranghohen akzeptiert. Sobald der „Besitzer“ nicht aufpasst werden die anderen zwar versuchen den Futterbrocken zu stehlen, aber sie werden die Herausgabe nicht auf Grund der höheren sozialen Stellung erzwingen. Die „Besitzgrenze“ rund um die Schnauze jeden Tieres wird unabhängig der jeweiligen Stellung respektiert.
Es ist umstritten ob Hunde uns Menschen überhaupt in „ihre“ Rangordnung einbeziehen. Hunde können sehr gut zwischen Artgenossen und Menschen differenzieren. Ein freilebendes Wolfrudel besteht aus Familienverbänden. Die erwachsenen Tiere sind keine strenge Autoritäten, die ständig ihren Rang verteidigen, sondern fürsorgliche Eltern. Das Zusammenleben unter Wölfen ist eine friedliche Sache. Wölfe sind sehr erfolgreich im lösen von Konflikten. Freiwillige Unterwerfungsgesten fördern den Umgang und beschwichtigen vorbeugend um aggressive Situationen erst gar nicht entstehen zu lassen. Sie vermeiden Auseinandersetzungen und Ernstkämpfe. Ein Rudel mit ständig durch Ernstkämpfen verletzen Rudelmitgliedern wäre nicht in der Lage erfolgreich zu jagen und somit nicht überlebensfähig.
Auch maßregelt ein ranghöheres Tier ein rangniederes nicht ständig oder lässt es nicht selbstständig agieren.
Rangniedere Tiere werden nicht bei allen Aktivitäten angeführt und agieren durchaus auch selbstständig. Bei der Jagd sind sie allerdings dann nicht so erfolgreich.
Ein weiteres Privileg der Ranghöheren Tier ist es bestimmte Stellen markieren zu dürfen. Sie markieren nicht das ganze Revier, das ist in der Regel zu gross und wäre nicht zu bewerkstelligen. Es werden in der Nähe von speziellen Plätzen wie z.b. der Wurfhöhle oder Schlafplätzen Duftmarken gesetzt. Unsere Hunde haben offensichtlich keine Probleme damit beim markieren im „Rang aufzusteigen“ und ansonsten den Platz einzunehmen, den wir ihnen zugewiesen haben.
Dem Hund seinen Rang zu zuweisen bedeutet nichts anderes, als das der Hund lernt die von uns aufgestellten Regeln zu befolgen. Diese Regeln sollen von allen Familienmitgliedern durchgesetzt werden können.
Autorität und Dominanz stellt man nicht durch aggressives Verhalten, anbrüllen oder gar körperliche Strafen her sondern durch Konsequenz, Einfühlungsvermögen, Respekt, Zuverlässigkeit, Fürsorge und Zuneigung und dadurch das wir uns unserem Hund gegenüber souverän und vertrauenswürdig verhalten.
Unser Hund sollte keine willenlose Marionette, sondern ein geschätztes, aktives Mitglied unserer Familie sein, dem wir durchaus erlauben sollten einen eigenen Charakter auszubilden.

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  • Erstellt von Silvia In der Kategorie Allgemein am 04.07.2013 12:53:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 04.07.2013 12:53
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